Sprechapraxie bei Erwachsenen

Die Sprechapraxie wird als Störung sprechmotorischer Programmierungsprozesse definiert, d.h. der Betroffene weiß sehr genau was er sagen möchte, kann allerdings aufgrund der gestörten Handlungsplanung die motorischen Mund- und Zungenbewegungen nicht korrekt ausführen, damit das, was er sagen will auch korrekt aus dem Mund kommt.

Gestörte Teilbereiche: Lautbildung, Sprechmelodie, Sprechverhalten

Die Sprechapraxie tritt fast immer in Verbindung mit einer Aphasie auf. Oft bilden sich die Symptome der Aphasie zurück, die Sprechapraxie hingegen bleibt.

Symptome

  • Das Sprechen wirkt anstrengend
  • Es sind häufig Suchbewegungen der Lippen und Zunge zu erkennen
  • Die Fehler sind sehr unterschiedlich (dasselbe Wort kann bei Wiederholung auf verschiedene Art falsch oder manchmal auch richtig ausgesprochen werden)
  • Auch typisch sind sog. „Inseln störungsfreier Rede“ (es kommen teilweise ganze Sätze flüssig und korrekt über die Lippen. Gut zu sprechen sind meist stark überlernte Texte, wie z.B. Höflichkeitsfloskeln, Äußerungen mit starkem emotionalen Gehalt und Schimpfwörter.)

Die Betroffenen zeigen ein hohes Störungsbewusstsein, schämen sich für ihre Störung. Dies führt zu einer sozialen Isolation.

Ursachen

Als Hauptursache gilt der Schlaganfall oder die Hirnblutung in der sprachdominanten Großhirnhälfte.

Behandlung / Methode

Die Therapie lässt sich grob in 2 Hauptrichtungen einteilen:

Ganzheitliche Therapieansätze

  • Es werden von Beginn an ganze Wörter und Sätze geübt
  • Rhythmische Bewegungen, melodische Anteile werden zur Unterstützung eingesetzt

Segmentorientierte Therapieansätze

  • Es wird in kleinen Einheiten, z.B. Silben und Laute geübt
  • Später werden geübte Laute zu Lautgruppen, Wörtern, Floskeln… erweitert

Zusätzlich oder/und bei schweren Sprachstörungen eingesetzt

  • Kommunikationstraining mit nichtsprachlichen Hilfen, z.B. Kommunikationstafeln, -bücher, Gestik, Computer

Psychosoziale Folgen

Nicht nur Betroffene, sondern auch Angehörige müssen sich auf die veränderte Situation erst einstellen und ihren Alltag mitunter vollkommen neu gestalten. Das bringt v.a. am Anfang viele Probleme mit sich. Frust, Verzweiflung, Hoffnungslosigkeit machen sich breit.

Viele Patienten entwickeln eine Sprechangst. Dadurch kommen Sie in einen Regelkreis, den sie nur schwer durchbrechen können, wenn sie keine Unterstützung von ihren Angehörigen und/oder Fachpersonal erhalten. Patienten mit Sprechangst fürchten sich zu sprechen, haben Angst ausgelacht oder diskriminiert zu werden, als betrunken zu gelten oder nicht zu Wort zu kommen → sie gehen sprachlichen Situationen aus dem Weg (telefonieren, ausgehen, einkaufen…). die Gesprächspartner übernehmen daraufhin die Sprecherrolle. → der Betroffene kommt wirklich nicht zu Wort, er fühlt sich bestätigt. Der Patient rutscht immer mehr in die soziale Isolation. Das wiederum führt zu Verkrampfungen während den Sprechversuchen → der Teufelskreis schließt sich.