Auditive Wahrnehmungs- & Verarbeitungsstörungen

Bei einer zentral-auditiven Wahrnehmungs- und Verarbeitungsstörung handelt es sich um eine Störung der Hörverarbeitung zwischen dem Innenohr und dem Gehirn. Das periphere Hören (Weg zwischen Außenohr bis zum Innenohr) ist intakt. Das Problem liegt in der Weiterleitung des akustischen Signals über die Hörbahnen und der Weiterverarbeitung und Auswertung im Gehirn. Dort bekommt das akustische Signal eine Bedeutung und kann von anderen Eindrücken unterschieden werden.

Symptome

Es gibt eine Vielzahl von Auffälligkeiten, an denen man eine Störung erkennen kann. Je mehr Symptome vorhanden sind, desto wahrscheinlicher ist eine Störung. Grundsätzlich kann ein Phoniater/Pädaudiologe durch Einsatz von moderner Technik eine aussagekräftige Diagnose stellen.

  • Kind hält sich in lauter Umgebung die Ohren zu oder verlässt die Umgebung; das Kind findet es im Kindergarten, in der Schule, auf Familienfesten, in großen Einkaufszentren zu laut.
  • Auffällige Sprachentwicklung, ähnlich klingende Laute werden verwechselt; Unsicherheiten in der Grammatik und bei Wortendungen.
  • Probleme beim Auswendiglernen von Gedichten oder Liedern
  • Die Kinder schalten im Unterricht ab, überhören wichtige Ansagen, vergessen die Hausaufgaben.
  • Unangemessenes Verhalten oder keine Reaktion bei rein mündlich erteilten Aufgaben, Probleme bei der Durchführung mehrteiliger Aufträge
  • Die Richtung, aus der ein Geräusch kommt, kann nicht bestimmt werden.
  • Auffällige oder fehlende Sprachmelodie, monotones Vorlesen
  • Bei Diktaten kommt es häufig zu Wortauslassungen und sonstigen Hörfehlern.
  • Radio, Fernseher oder sonstige Geräuschquellen werden oft zu laut eingestellt.
  • Die Konzentration, wenn zusätzliche Geräusche im Raum sind, ist deutlich eingeschränkt.
  • Feinheiten, wie z.B. entferntes Geräusch, Vogelzwitschern, etc. werden nicht wahrgenommen

Ursachen

Die Ursachen einer AVWS sind bis heute noch nicht eindeutig geklärt. Allerdings gibt es eine Vielzahl von Kriterien und Risikofaktoren, die in Frage kommen können:

  • Umwelteinflüsse (zu viel, zu laut, zu wenig, Reizüberflutung)
  • Ständige Mittelohrentzündungen und Paukenergüsse
  • Sprachentwicklungsverzögerungen in Verbindung mit anderen Entwicklungsverzögerungen (Motorik)
  • Familiäre Häufung
  • Hirnreifungsstörungen, frühkindliche Hirnschädigungen
  • Sauerstoffmangel während der Geburt, Frühgeburten

Behandlung / Methode

Auch hier bildet eine ausführliche Anamnese und Diagnostik die Grundlage der Auswahl an Therapiemöglichkeiten. Die auditive Wahrnehmungs- und Verarbeitungsfähigkeit gliedert sich in verschiedene Teilbereiche, die zunächst gesondert voneinander betrachtet werden:

  • Auditive Aufmerksamkeit (wichtigste und grundlegendste Fähigkeit)
  • Auditive Merkfähigkeit (Fähigkeit mehrere Geräusche über eine bestimmte Zeit im akustischen Kurzzeitgedächtnis zu speichern)
  • Richtungshören (Lokalisation)
  • Auditive Identifikation (erkennen eines bestimmten Geräusches)
  • Figur-Grund-Hören (herausfiltern eines Geräusches aus einer Geräuschgruppe)
  • Auditive Diskrimination (unterscheiden ähnlich klingender Geräusche)
  • Sequenzbildung (Erkennen und Wiedergeben von Geräuschen in der richtigen Reihenfolge)
  • Auditive Analyse (herausfiltern eines Geräusches aus einer Wortgestalt und Lokalisieren der Lautposition)
  • Auditive Synthese (Zusammensetzen mehrerer Geräusche zu einem Wort)
  • Auditive Ergänzung (fehlende Laute an der richtigen Position ergänzen)

In der Therapie wird versucht, die verschiedenen Verarbeitungsebenen zu fördern und auszubauen. Neben der logopädischen Übungsbehandlung ist das tägliche Training zu Hause außerordentlich wichtig. Neben der klassischen Papier-Version stehen zahlreiche Computerprogramme zur Verfügung. Ebenso gibt es computergesteuerte Trainingsgeräte, die bei bestimmten Formen der AVWS signifikante Erfolge liefern. Die Auswahl der geeigneten Therapiemittel hängt vom betroffenen Teilbereich ab.

Weitere Informationen

AVWS Auditive Verarbeitungs- und Wahrnehmungsstörung

Deutscher Bundesverband für Logopädie e.V.