Störungen der Singstimme (Dysodie)

Die Dysodie ist eine funktionelle Stimmerkrankung der Sing- und Sängerstimme und wird auch als Singstörung bezeichnet. Sie geht einher mit der Störung des Stimmklangs und/oder einer Einschränkung der stimmlichen Leistungsfähigkeit und Belastbarkeit.

Die gesunde Sängerstimme zeichnet sich durch folgende Merkmale aus:

  • Freiheit und Leichtigkeit des Singens
  • Der Stimmklang ist klar, frei von Nebengeräuschen, tragfähig, resonanzreich und brillant
  • Der Stimmumfang beträgt 2 bis 4 Oktaven

Um von einer Dysodie sprechen zu können, müssen gewisse musikalische und sängerische Fertigkeiten vor Eintritt der Erkrankung vorgelegen haben. Gleichzeitige Störungen der Sprechstimme kommen sehr oft vor. Ebenso kann die Singstimme durch eine bestehende Störung der Sprechstimme beeinträchtigt sein.

Symptome

  • Heiserer, belegter, gepresster oder verhauchter Klang
  • Stimmumfang ist eingeschränkt
  • Das „in die Höhe singen“ gelingt meist nur mit zusätzlichem Kraftaufwand und Luftdruck.
  • erschwertes Pianosingen
  • unsichere Intonation
  • gestörter Registerwechsel
  • reduziertes Schwelltonvermögen
  • schnelle Ermüdbarkeit der Stimme
  • Trockenheit, Räusperzwang, Enge- oder Kloßgefühl

Eine Dysodie ist subjektiv am fehlenden „Wohlgefühl“ des Sängers und den Zuhörern zu erkennen.

Ursachen

Hauptursache für Störungen der Singstimme sind habituelle Faktoren. Autodidaktisch erworbenes Singen, falsche Stimmbildung oder ein ungeeigneter Gesangsunterricht bergen viele Fehler im Erlernen der Gesangstechnik. Leider werden immer noch in einigen Gesangsschulen unphysiologische Techniken im Bereich Atmung, Ansatzrohr und Mimik gelehrt. Neben der Gesangstechnik spielt die Auswahl der Stücke und die Zuordnung zu einer Stimmlage eine große Rolle.

Neben den habituellen Faktoren können auch organische Voraussetzungen, wie z.B. ungünstiges Schwingungsverhältnis der Stimmlippen aufgrund skelettaler Anomalien oder konstitutionelle Schwäche der Kehlkopfmuskulatur an der Störung beteiligt sein.

Behandlung / Methode

Bei der Behandlung der Singstimme liegen zunächst die gleichen Parameter zugrunde wie auch bei der Behandlung der Sprechstimme. Neben den Übungen zur Optimierung der Atmung, Haltung, Aussprache und der Intention liegt der Behandlungsschwerpunkt auf der Verbesserung der stimmlichen Leistungsfähigkeit. Dabei bieten Gesangsübungen – so genannte Vokalisen – über die Parameter Tonhöhe, Dynamik, Melodie und die dabei verwendeten Vokale bzw. Konsonanten eine Vielzahl von Einflussmöglichkeiten. Die Tragfähigkeit und Durchschlagskraft der Stimme soll statt mit Kraft und Druck mit einer optimierten Ausnutzung der Resonanzräume erreicht werden. So erreichte Verbesserungen der Singstimme können dann auf die Sprechstimme übertragen werden. Organische Ursachen von Stimmstörungen lassen sich u.U. ebenfalls durch eine gute sängerische Stimmbildung behandeln.

Weitere Informationen

Deutscher Bundesverband der Logopäden

Evamarie Haupt — Singen und Stimme: Ein Ratgeber für Singende, Chorleiter(innen), Pädagog(inn)en und Therapeut(inn)en [Schulz-Kirchner-Verlag; ISBN 3-8248-0434-4]